Weiblichkeit und Tanz zu Dir Selbst

3. Februar 2021
Artikel aktualisiert am 23.05.2023

Weiblichkeit und Ägyptischer Tanz

Orientalischer Tanz mit seinen weichen, sinnlichen Bewegungen wird immer wieder als „weiblichster aller Tänze“ bezeichnet. Oft wird der Tanz auch auf diese Seite beschränkt und andere Aspekte werden nicht wahrgenommen.

Für mich lebt der Tanz von dem Zusammenspiel zwischen Erdung,  Bestimmtheit, Direktheit, kraftvollem Auftreten, würdevoller Aufrichtung auf der einen und weichen, sinnlichen oder lockeren, vibrierenden, „richtungslosen“ Bewegungen auf der anderen Seite.

Anima und Animus

Seit ich ägyptisch tanze, beschäftige ich mich intensiv mit diesem Thema.  C.G. Jung hat das Konzept von Anima (den inneren weiblichen Anteilen) und Animus (den inneren männlichen Anteilen) entwickelt. Dieses Konzept kann uns eine große Hilfe sein, hinter Rollenklischees zu schauen und unsere inneren ungelebten Anteile zu erforschen und zu entwickeln. Das Erkennen, dass all unsere Eigenschaften einen Gegenpol haben, gibt uns einen Leitfaden zur Begegnung mit unserem Inneren. Je mehr dieser „entfernteren“ Anteile wir integrieren können, desto „ganzer“ werden wir, desto größer werden unsere Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten.

Weiblichkeit

Die Festlegung auf „weibliche und „männliche“ Eigenschaften ist aber nicht unproblematisch.

Ich denke, es ist wichtig, uns bewusst zu machen, dass diese Zuordnung polarer Eigenschaften zu Weiblichkeit und Männlichkeit der Zeit und dem Ort, an dem Jung lebte und seiner gesellschaftlichen Stellung entsprechen.

Alles, was unsere Kultur heute (noch immer bzw. wieder) als weiblich bezeichnet, wie Hingabe, Intuition, Empfänglichkeit, Nachgiebigkeit, die Fähigkeit sich einzufühlen, aber auch Irrationalität (Hysterie! – das Wort leitet sich von „Gebärmutter“ aus dem Altgriechischen ab), das Dunkle, Beziehung zur Natur, Beziehung zum Unbewussten bezeichnet C.G. Jung als Anima, als Verkörperung der weiblichen Anteile im Mann und ordnet diese Begriffe damit der Weiblichkeit zu. 

Als Animus, also die Verkörperung der männlichen Anteile in der Frau, bezeichnet Jung alles, was unsere Kultur als männlich ansieht, wie Aktivität, Kraft, Durchsetzung, Dominanz, Rationalität, Intellekt

Männlichkeit und Weiblichkeit?

Frauen- und Männerbilder sind aber vielfältiger, Eigenschaften lassen sich nicht so eindeutig zuordnen – was schließlich auch zu der für mich eher behelfsmäßigen Idee von inneren männlichen oder inneren weiblichen Anteilen führt.

Wie wäre es, wenn wir uns von stereotypen Vorurteilen und Bewertungen lösen? Menschen zuallererst als Menschen sehen, sie schätzen und würdigen. Mit all ihren Eigenschaften. Zugegeben, das ist gar nicht so einfach, schließlich produzieren Unterhaltungs- und Werbeindustrie eine Vielfalt von Stereotypen.

Die Idee von typisch männlichen und typisch weiblichen Eigenschaften kann dazu führen, dass Frauen versuchen, dem Idealbild der Weiblichkeit möglichst nahe zu kommen und / oder sich unweiblich fühlen, so wie sie sind.

Polarität

Natürlich gibt es diese Polarität.  Hell – dunkel, kalt – heiß, schwarz – weiß, Liebe – Hass, schnell – langsam sind sich gegenseitig bedingende Pole. Wenn ich nicht weiß, was schnell bedeutet, weiß ich auch nicht, was langsam bedeutet, ohne hell kein dunkel, ohne kalt kein heiß usw. 

Das Konzept der Polarität hilft uns, in Kontakt mit unserem Inneren zu kommen und herausfinden „was sich durch uns verwirklichen will“ – was übrigens exakt meine Einstellung zum Ausdruck im Tanz trifft. 

Polarität meint ein Sowohl-Als Auch im Gegensatz zu Entweder-Oder. Jeder Aspekt des Lebens hat komplementäre – also gegenteilige – Ausprägungen, deren möglichst große Integration uns erst ganz macht. 

Einen ausführlicheren Einblick dazu findest Du hier: https://astrid-pinter.at/blog/polaritaet-integration-der-schattenseiten

Tanz zu Dir Selbst und Weiblichkeit

In Tanz zu Dir Selbst verwenden wir die Bewegungen und Bewegungsprinzipien aus dem Ägyptischen Tanz als Möglichkeit, die vielen verschiedenen Seiten und Aspekte von uns und unseren Teilnehmerinnen  wahrzunehmen. Das unterstützt uns als Frauen dabei, uns von Klischees „wie Frauen sind bzw. sein sollen“ zu verabschieden und die eigene weibliche Identität zu  ergründen. 

Ein weiteres Ziel ist die Integration möglichst vieler (verschiedener) Qualitäten und damit persönliches Wachstum.

Weiblichkeit annehmen

Wenn wir also unsere „weiblichen“ Anteile besser integrieren wollen, macht es Sinn, sich das ganze Bewegungsspektrum anzuschauen und anzueignen.

Als Methode verwenden wir dabei das Konzept der Bewegungspolaritäten nach Laban

Details dazu findest Du hier:https://astrid-pinter.at/laban-bewegungspolaritaeten

Selbsterfahrung, Wachstum und Persönlichkeitsentwicklung umfassen also immer die  Integration des anderen Pols. Wir befinden uns immer irgendwo auf einer Achse zwischen 2 Extremen. Solange wir versuchen eine Seite (die ungeliebte, den Schatten) loszuwerden, wird sie sich umso eindringlicher äußern. Vielleicht in Stimmungen, Krankheiten oder widrigen Lebensumständen.

Mehr Zum Thema Tanz mit dem Schatten findest Du hier:https://astrid-pinter.at/blog/der-tanz-mit-dem-schatten

Gerade in Bewegung wird diese Polarität deutlich sichtbar. Keine Bewegung ist ohne ihre Gegenbewegung möglich, zur ihrer Ausführung ist immer das Zusammenspiel gegensätzlich wirkender Muskeln nötig. Der Agonist führt die Bewegung aus während der Antagonist gedehnt wird und umgekehrt. 

Und weil wir von einer Wechselwirkung zwischen Körper und Seele (Psyche) ausgehen, können wir im Schatten liegende Qualitäten durch Bewegungstraining entwickeln. Inhalte, die unserem Bewusstsein nicht zugänglich sind, weil sie abgelehnt, entwertet und verdrängt werden, werden durch reflektierte Bewegung bewusst gemacht.

Ashra Baladi Skriptum

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