Wie unsere Körperhaltung unsere Gefühle beeinflusst

14. Dezember 2020
Artikel aktualisiert am 10.06.2022

Körperhaltung und Gefühle

Körperhaltung und Stimmung wirken aufeinander und beeinflussen sich gegenseitig. Das hast Du sicher auch schon erlebt. Gebückt und mit hängenden Mundwinkeln lässt sich’s schwer fröhlich sein. Ein Moment der Aufrichtung, des Innehaltens, Aufblickens und Wahrnehmens kann da Wunder bewirken. Auch Studien haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen unserer Haltung und der Art, wie wir uns selbst und unsere Umgebung wahrnehmen, gibt. 

Unsere Körperhaltung beeinflusst unsere Gefühle. Wenn wir uns „niedergeschlagen“ fühlen, zeigt unser Körper das. Die Schultern sind verspannt, wir blicken zu Boden, „lassen den Kopf hängen“, wenn wir sitzen fühlen wir uns eher zusammengesunken als entspannt. Wenn wir gehen schleifen vielleicht die Füße am Boden. Wir sprechen leise und langsam. 

Ganz anders schaut das aus, wenn wir uns gut und voller Energie fühlen. Die Schultern sind entspannt, der Blick richtet sich nach vorne, der Nacken ist lang ohne dass das Kinn gehoben wird. Erfreulicherweise ändert nicht nur unsere Stimmung unsere Körperhaltung, sondern wir können auch durch Veränderung unserer Körperhaltung unsere Stimmung verändern.

Das kannst Du jederzeit selbst ausprobieren

 
Wie unsere Körperhaltung unsere Gefühle beeinflusst

Stell Dich aufrecht hin und stell Dir vor, Du bist eine Schauspielerin, die eine unglückliche und traurige Person darstellt. Wie würdest Du stehen? Du hättest eine Körperhaltung wie oben beschrieben:

  • runder Rücken
  • Schultern, Arme und Kopf hängen nach vorne
  • Der Blick geht zu Boden
  • flache Atmung
  • lebloser Gesichtsausdruck
  • …..

Wie fühlst du dich dabei?
Vermutlich nicht gut.

Bleib nicht zu lange in dieser Haltung!

Verändere jetzt Deine Körperhaltung. Stell Dir vor, Du stellst jetzt eine glückliche Person voller Zuversicht da. Was wird sich ändern?

  • Der Rücken ist aufrecht
  • Der Nacken ist lang – das Kinn bleibt unten
  • Die Armhaltung ist offen
  • Du atmest tief
  • Dein Gesicht ist entspannt, Du lächelst
  • usw.

Wie fühlst Du Dich jetzt?
Sehr anders nehme ich an! 

Selbst wenn es einen aktuellen Grund gibt, Dich unglücklich oder traurig zu fühlen, kannst Du Deine Stimmung durch Deine Haltung ändern.

Wie unsere Körperhaltung unsere Gefühle beeinflusst

Lächeln

Andere Studien belegen, dass Stimmungen auch von Bewegungen der Gesichtsmuskeln eingeleitet und verändert werden. Prof. Strack und Andere führten 1988 eine Studie dazu durch. Dabei wurden ProbandInnen gebeten, einen Bleistift zwischen die Zähne zu nehmen, während sie die Lustigkeit von Comics beurteilten. Es konnte nachgewiesen werden, dass allein die Aktivierung bestimmter Gesichtsmuskeln die Stimmung beeinflussen kann. Auch bekannt als Facial-Feedback-Hypothese.

Das heißt, ein einfaches „So tun als ob“ reicht schon. Wir müssen gar nicht bewusst lächeln, sondern nur die Mundwinkel nach oben ziehen, um unsere Stimmung positiv zu beeinflussen. Dazu kommt natürlich, dass ein Lächeln nicht nur Dich selbst positiv stimmt, sondern auch auf Andere wirkt und freundliche Reaktionen Deiner Umwelt hervorruft, was wiederum Einfluss auf Deine Stimmung hat…

Die Seele ist ein Spiegel des Körpers

Was können wir aus diesen verschiedenen Ergebnissen jetzt schließen? Dass unser Körper unser psychisches Befinden widerspiegelt, also „ein Spiegel der Seele“ ist, ist heute allgemein bekannt. Vielleicht nicht so bekannt ist, dass es sich auch umgekehrt so verhält. Der Begriff Embodiment beschreibt genau das. Körperhaltungen beeinflussen unsere Stimmungen und Gefühle. Bewusstsein braucht einen Körper. Das Gehirn kann nicht länger als eine Art Computer gesehen werden, das unabhängig vom Rest des Körpers Informationen verarbeitet. Körper und Psyche wirken wechselseitig aufeinander ein und können nicht länger getrennt gedacht werden. 

Welche Auswirkungen hat das nun konkret?

  • Eine Veränderung von Gefühlen und Stimmungen kann nicht allein durch Denken erreicht werden.
  • Es ist möglich, durch Körperhaltung und Bewegung Gefühle zu verändern. 

Das ist für alle, die mit dem Körper arbeiten nicht neu, bekommt aber durch diese Untersuchungen eine wissenschaftliche Grundlage. Natürlich reicht „einfach Lächeln“ oder „sich zwischendurch mal aufrichten“ nicht aus, um wirkliche Veränderung zu bewirken. Dazu ist eine tiefergehende Beschäftigung mit eigenen Einstellungen, Haltungen und Verhalten nötig. Aber dadurch kurzfristig Stimmungen zu verändern ist möglich – probier es einfach aus! Und das gibt uns in Stresssituationen ein wirksames Werkzeug in die Hand. 

Körperhaltung und Selbstwert

Ist es möglich, allein durch Deine Körperhaltung Selbstsicherheit vermitteln? Ich denke, wir alle wissen, dass das möglich ist. Sicher hast Du schon Situationen erlebt, in denen eine Person einen Raum betritt und es sofort klar ist, dass sie selbstsicher und kompetent ist. Körpersprache und Haltung können das sogar in einem größeren Ausmaß vermitteln als Sprache oder Schrift. Wann immer wir an der Richtigkeit von Worten zweifeln, bekommen wir nicht durch Worte selbst die Bestätigung. Wir bekommen sie durch Haltung und Bewegung der Sprecherin / des Sprechers. Und dabei geht es um Vertrauen. 

Welchen Zeichen vertrauen wir dabei?

Wir erkennen an Haltung und Blick einer Person, ob sie spontan und ohne Hintergedanken spricht. Selbstbewusste Menschen halten eher Augenkontakt, bleiben aufrecht und gelassen, die Armhaltung ist offen und einladend. Mit recht amüsanten und trickreichen Methoden wurden diese Zusammenhänge an der Universität Trier von Prof. Fritz Strack und MitarbeiterInnen wissenschaftlich nachgewiesen:

„100 Personen wurden gebeten, gegen Bezahlung eine Art Kreativitätstest auf Papier auszufüllen. Dieser wurde dann überhaupt nicht angeschaut, sondern jeder einzelnen Versuchsperson wurde dann einzeln mitgeteilt, sie hätte ganz besonders gut abgeschnitten, und deshalb möge man doch – bitteschön – noch einen zweiten Fragebogen ausfüllen. Dieser zweite Fragebogen sei dafür da, mehr über die Persönlichkeit und das Selbstbild solcher überdurchschnittlich kreativen Menschen zu erfahren. Was die Teilnehmer wiederum nicht wussten: Während dieses zweiten Tests, waren die Hälfte von Ihnen per Mobiliar ‚zufällig’ eher zu einer gebückten Haltung genötigt, und die zweite Hälfte eher zu einer aufrechten.Resultat: Die gebückten Personen ließen sich von der ‚frohen Nachricht’ kaum beeinflussen. (Ob denn der Test wirklich richtig sei? Man hätte vielleicht einfach an dem Tag nur Glück gehabt, usw.). Hingegen war die aufrechtere Hälfte viel eher bereit, sich als besonders begabt wahrzunehmen, und auch darauf stolz zu sein. (Jawohl, man hätte schon öfters den Eindruck gehabt, etwas Besonderes zu sein. „Erst letzte Woche, war da nicht jener Moment, wo …? Ja und mein Großvater damals, hatte der nicht auch schon was Besonderes in mir gesehen?“ usw.).“1

Hast Du Erfahrungen damit? Was denkst Du darüber? Ich freu mich über Eure Kommentare!

1 Quelle: http://www.somatics.de/Aufrecht/Intelligenz.htm (21. April 09)

Ashra Baladi Skriptum

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