Göttinnen als weibliche Archetypen

25. März 2023
Artikel aktualisiert am 27.02.2024

Weibliche Archetypen im Ägyptischen Tanz

Ägyptischer Tanz ist mehr als nur Technik, es geht um die Verbindung von Musik und Körper. Dabei können wir sowohl wild und eigensinnig als auch sanft und nachgiebig sein und so Zugang zu tiefen Sehnsüchten unserer weiblichen Seele finden. Durch den Tanz werden uralte Bilder wachgerufen und weibliche Archetypen können sich ausdrücken, wie beispielsweise die Triade „Mädchen, Mutter, Alte (Weise) Frau“. Im Tanz der Göttinnen verbinden wir diese Bilder mit mythologischen Frauengestalten in Form von Göttinnen und finden so zu unserer weiblichen Kraft.

Göttinnen

Göttinnen werden seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen als Symbole für die Vielfalt an Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Frauen ausmachen, verehrt und repräsentieren bedeutende weibliche Archetypen in der Psychologie.

Archetypen

Archetypen sind universelle Muster und Symbole, die tief im menschlichen Unterbewusstsein verankert sind und unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen beeinflussen können. Sie beschreiben grundlegende menschliche Erfahrungen und Wahrnehmungen und sind nicht an kulturelle oder historische Grenzen gebunden. Archetypen manifestieren sich oft in Form von Bildern, Mythen oder Träumen und helfen uns, unsere innere Welt zu verstehen.

Diese Deutung geht auf Carl Gustav Jung zurück, der Göttinnen nicht nur als mythologische Figuren betrachtete, sondern auch als Ausdruck bestimmter psychischer Kräfte und Energien.

Im Leben einer Frau können die Abschnitte „Mädchen, Mutter, alte Frau“ von verschiedenen Göttinnen verkörpert werden. In den folgenden Beispielen stehen für diese Lebensabschnitte die Göttinnen Artemis, Persephone, Athene, Demeter und Hekate.

Göttinnen in jeder Frau

Für meine Betrachtung der verschiedenen Göttinnen (mit Ausnahme von Hekate) beziehe ich mich auf das Buch „Göttinnen in jeder Frau“ von Jean Shinoda Bolen. Bolen ist eine bekannte amerikanische Psychiaterin und Jung’sche Analytikerin, die sich eingehend mit weiblichen Archetypen beschäftigt hat. In diesem Buch untersucht sie sieben antike griechische Göttinnen – Artemis, Hera, Demeter, Persephone, Aphrodite, Athene und Hestia – und interpretiert ihre Eigenschaften und Geschichten als Manifestationen von archetypischen Kräften, die in der Psyche von Frauen wirken.

Frauen werden in verschiedenen Lebensphasen von verschiedenen „Göttinnen“ (also Wesensmerkmalen oder Persönlichkeitstypen) beeinflusst. Das Verständnis dieser archetypischen Muster kann Frauen helfen, ihre Stärken und Schwächen besser zu verstehen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die Seminare aus der Reihe „Tanz der Göttinnen“ bieten Frauen einen Leitfaden, um ihre inneren Stärken zu entdecken und mit Freude einige (Tanz-)Schritte zur Verwirklichung ihrer Träume und auf ein erfülltes Leben hin zu unternehmen.

Artemis

Artemis verkörpert das junge, unabhängige Mädchen, das seine Identität in der Welt entdeckt und sich von traditionellen Rollenbildern löst. Sie ist eine eigenständige und selbstbewusste Göttin, die ihre eigenen Entscheidungen trifft und ihre eigene Autorität hat. Deshalb wird sie auch zur Beschützerin und zum Vorbild aller jungen Frauen, die sich auf die Suche nach ihrer eigenen Identität begeben und ihr eigenes Leben gestalten wollen. Durch ihre Eigenschaften fördert Artemis die Entwicklung eines starken und unabhängigen Charakters und stärkt das Selbstbewusstsein. Sie steht außerdem für die Verbindung zur Natur und Tieren, ungebundene Wildheit und Freiheit. Die Verbindung mit Artemis oder dem jungen Mädchen in Dir hilft Dir, die eigene Kraft finden, Deine Träume zu verfolgen und eine selbstbestimmte Zukunft zu gestalten.

Artemis als Archetyp

Artemis ist der Archetyp der unabhängigen, wilden und naturnahen Frau, die Freiheit und Selbstbestimmung schätzt und schützt. Sie symbolisiert das Verlangen nach Unabhängigkeit und Selbstschutz sowie die Fähigkeit, sich durchzusetzen und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Sie steht für Unterstützung und Zusammenhalt in Frauengemeinschaften und setzt sich für die Rechte anderer ein. Ihre Entwicklungsmöglichkeit ist der Umgang mit emotionaler Distanz und Wut.

Mehr über Artemis kannst Du hier nachlesen.

Weibliche Archetypen - Mädchen in rotem Kleid

Persephone

Persephone symbolisiert den Übergang vom Mädchen zur Frau. Sie wird von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt und in die Unterwelt gebracht. Dort isst sie von den Granatapfelkernen, was ihr Schicksal besiegelt: Sie wird ab jetzt jedes Jahr für einige Monate in die Unterwelt zurückkehren und die Rolle der Königin der Toten einnehmen, während ihre Mutter Demeter um sie trauert und auf der Welt Winter ist.

Diese Geschichte stellt den Übergang vom Mädchen zur Frau und die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Unterwelt dar. Persephone macht in der Unterwelt eine Reise ins Unbewusste und in ihre Schattenaspekte und taucht schließlich als Königin der Unterwelt wieder auf. Dieser Prozess symbolisiert den Übergang vom kindlichen Bewusstsein zur Erwachsenenreife und die Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten. Persephone ist also eine Göttin, die zwischen zwei Welten wandert – der Welt des Lichts und der Welt der Schatten. Sie symbolisiert dabei den Übergang vom Mädchen zur Frau und die Auseinandersetzung mit den Themen Kontrolle, Macht und Sexualität.

Persephone als Archetyp

Welcher weibliche Archetyp Persephone ist, hängt davon ab, welchen Aspekt von Persephone wir betrachten. Als freundliches, fröhliches und sanftmütiges Mädchen verkörpert sie den Archetyp des unschuldigen Mädchens oder der jungen Frau. Als Göttin der Unterwelt und Führerin durch dieselbe ist sie Königin, Schamanin, „Psychopompos“ (Seelenführerin) oder Reisende zwischen den Welten.

Mehr über Persephone kannst Du hier nachlesen.

Athene

Athene ist eine vielseitige Göttin, die für Weisheit, Krieg, Frieden, Handwerk und Strategie steht. Als praktisch denkende Strategin und Organisationstalent zeigt sie uns, wie wir unsere Fähigkeiten und Ressourcen erkennen und unsere Pläne konkret umsetzen können. Sie ist auch bekannt als Beschützerin von Städten und Zivilisationen.

Athene hilft uns dabei, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und rational und logisch zu handeln, ohne uns dabei von äußeren Einflüssen oder gesellschaftlichen Normen beeinflussen zu lassen. Sie ist die ideale Unternehmerin, Politikerin oder Wissenschaftlerin, ein Vorbild für Frauen in der Wissenschaft, Technologie oder Politik und löst Geschlechterstereotypen auf.

Mit ihrer Hilfe können Frauen ihre Weiblichkeit und ihre Fähigkeiten und Potenziale aus einem neuen Blickwinkel betrachten. Dank Athene sind Eigenschaften wie Rationalität und Logik weiblich. Keine Frau muss das Gefühl zu haben, dass sie „männliche“ Anteile in sich entwickeln muss. Tatsächlich macht es keinen Sinn, Eigenschaften wie Aktivität, Passivität, Stärke, Schwäche, Nachgiebigkeit oder Aggressivität als „männlich“ oder „weiblich“ zu bezeichnen. Das sind einfach menschliche Eigenschaften. Indem wir diese Eigenschaften als „männlich“ oder „weiblich“ bezeichnen, tragen wir zur Aufrechterhaltung von Geschlechterstereotypen und -rollen bei, die Frauen und Männer auf bestimmte Verhaltensweisen und Eigenschaften beschränken.

Athene als Archetyp

Athene verkörpert Unabhängigkeit, Logik, strategisches Denken und Organisationstalent. Ihr Beispiel stellt die Theorie von C.G. Jung infrage, wonach der Animus als innere männliche Seite das Denken für Frauen übernimmt. Athene zeigt Frauen, dass Denken, Logik und rationales Handeln weiblich sind. Somit können Frauen wie Athene handeln, ohne sich als „männlich“ oder „nicht zugehörig“ zu fühlen.

Mehr über Athene kannst Du hier lesen

Demeter

Demeter verkörpert die reife, erwachsene Frau, die ihre Tochter Persephone vermisst und um sie trauert. Als Göttin der Ernte und der Fruchtbarkeit spielt sie eine wichtige Rolle. Sie nutzt ihre Fähigkeiten, um das Wachstum von Pflanzen und Tieren zu fördern und so das Leben zu unterstützen. In diesem Kontext symbolisiert Demeter die reife Weiblichkeit und die Fähigkeit, Leben zu erschaffen und zu erhalten. Sie erinnert uns an unsere eigene Fähigkeit, Leben zu erschaffen und zu nähren – sei es in Form von Kindern, Projekten oder Ideen.

Die Ernte, für die Demeter steht, kann auch als Symbol für das Ernten der Früchte unserer eigenen Arbeit gesehen werden. Demeter setzt strenge Grenzen, wenn es um ihre Tochter geht. Und sie zeigt uns auch die Notwendigkeit, uns selbst die Nahrung und Unterstützung zu geben, die wir brauchen.

Demeter als Archetyp

Demeter, Sinnbild einer uralten Fruchtbarkeits- und Erdgöttin verkörpert den Mutter-Archetyp. Die Kinder (oder Projekte), die sie in die Welt setzt, umsorgt und nährt sie geduldig, ausdauernd und großzügig. Der Mythos der sozial engagierten Demeter ist eng verbunden mit dem der Persephone.

Mehr über Demeter kannst Du hier nachlesen.

Weibliche Archetypen - alte Frau

Hekate

Hekate ist die Göttin der Zauberei, des Mondes, der Kreuzwege, der Grenzen und Übergänge.  Als Schwellenwächterin begleitet sie Menschen durch schwierige Übergänge wie Geburt, Tod oder Veränderung. Als dreifache Göttin symbolisiert sie Junge Frau, Mutter und weise Alte. Sie handelt nicht, sondern ist Zeugin und weist mit ihrer Fackel den Weg. Hekate ist zugegen bei der Entführung Persephones und begleitet sie aus der Unterwelt. Sie besitzt die Fähigkeit, Dunkelheit in Licht zu verwandeln.

Hekate als Archetyp

Als Archetyp verkörpert Hekate die Kraft des Wandels und der Transformation. Die Göttin steht für Veränderung schlechthin, dabei ist es unbedeutend, ob Veränderungen von Unbehagen und Leiden begleitet werden. Sie begleitet die Übergänge zwischen Leben und Tod, steht für Geburt und Sterben und hilft uns, loszulassen und Grenzen aller Arten zu überschreiten. Sie ist Wegweiserin durch die eigene chaotische Unterwelt, Göttin der Transformation und stellt mitten in tiefster Dunkelheit neue Möglichkeiten und Wege in Aussicht.

Mehr über Hekate kannst Du hier nachlesen.

Ashra Baladi Skriptum

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