Körperbewusstsein in Tanz und Therapie – von Innen nach Außen

11. April 2023
Artikel aktualisiert am 09.06.2023

Körperbewusstsein in Ägyptischem Tanz und Tanztherapie

Ägyptischer Tanz ist traditionell ein Improvisationstanz, bei dem die Tänzerin in sich selbst ruht und das, was die Musik in ihr auslöst, spontan nach außen bringt. Durch das Sichtbar-Machen des Unsichtbaren wird sie zur „Vermittlerin des Augenblicks“. Doch wie funktioniert das? Was hindert uns daran, im Einklang mit uns selbst und der Musik zu sein?

Im Ägyptischen Tanz, wie ich ihn verstehe, geht es nicht um die perfekte Tanztechnik, das schönste Kostüm oder die beste Performance. Es geht um den Ausdruck der eigenen inneren Stimmungen durch den Tanz. Hier trifft Ägyptischer Tanz auf Tanztherapie. Körperempfindungen geben uns Informationen über unsere Gefühle und Bedürfnisse. In der Tanztherapie wird dieses Prinzip gezielt genutzt, um Körperbewusstsein und emotionale Ausdrucksfähigkeit zu fördern und zu verbinden. Durch Tanz zu dir selbst, also die Verbindung von ägyptischem Tanz mit Tanztherapie, entwickeln wir unser Körperbewusstsein und unsere emotionale Ausdrucksfähigkeit und bauen eine tiefere Verbindung zu uns selbst auf.

Körperbewusstsein

Der Begriff „Körperbewusstsein“ beschreibt das Bewusstsein, das eine Person von ihrem eigenen Körper hat. Es umfasst nicht nur die direkte sinnliche (sensorische) Wahrnehmung des Körpers, sondern auch das Verständnis und die Wahrnehmung der eigenen Körperposition im Raum (Propriozeption), das Bewusstsein für Körperfunktionen und -zustände (wie Herzschlag oder Hunger) und das Selbstbild im Zusammenhang mit dem Körper.

Das Körperbewusstsein ist eng mit dem Selbstbewusstsein verbunden. Die Wahrnehmung und das Verständnis des eigenen Körpers macht einen nicht unwesentlichen Teil unserer Identität und unseres Selbstverständnisses aus. Wir brauchen ein Bewusstsein unseres Körpers natürlich auch für unsere Kontakte mit der Welt und anderen Menschen.

Propriozeption

Propriozeption oder kinästhetisches Bewusstsein bezieht sich auf die Wahrnehmung der Position und Bewegung des Körpers im Raum. Das wird ermöglicht durch sogenannte Propriozeptoren. Das sind speziell ausgebildete Sinneszellen, die in den Muskeln, Sehnen und Gelenken vorhanden sind.

Diese Zellen können bestimmte Arten von Sinnes-Informationen aufnehmen und verarbeiten, wie z.B. Licht, Schall, Temperatur, Geschmack, Geruch oder, im Fall der Propriozeption, Informationen über die Position und Bewegung des Körpers. Sie erkennen Änderungen in der Länge und Spannung der Muskeln oder zum Beispiel in der Position der Gelenke und senden diese Informationen an das zentrale Nervensystem. Dort werden die Informationen verarbeitet und es entsteht ein Gefühl für die Position und Bewegung des Körpers im Raum.

Propriozeption ist ein Schlüsselelement für die Kontrolle unserer Bewegungen und das Gleichgewicht vom einfachen Gehen bis zu so komplexen Aktionen wie dem Spielen eines Musikinstruments oder dem Tanzen.

Was ist ein gesundes Körperbewusstsein?

Ein gesundes, positives Körperbewusstsein bezieht sich auf eine positive und realistische Wahrnehmung und Anerkennung des eigenen Körpers. Es bedeutet, die eigenen körperlichen Fähigkeiten und Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren und wertzuschätzen. Es heißt außerdem, sich mit dem eigenen Körper verbunden zu fühlen, auf seine Signale zu hören und ihn mit Respekt und Fürsorge zu behandeln.

Körperbewusstsein, Gefühle und Bedürfnisse

Mit „Tanz zu Dir Selbst“ lernst Du ein Tanztraining kennen, das weit über reine körperliche Bewegung hinausgeht. Es ist ein Prozess, der uns hilft, uns selbst auf eine tiefere, achtsamere Art zu begegnen und ein stärkeres Vertrauen in uns selbst und unsere Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Art von Tanztraining ermutigt uns auch, uns selbst auf eine annehmende Weise zu begegnen. Und wir lernen, uns selbst und unsere Erfahrungen ohne Urteil oder Kritik zu akzeptieren.

Ein zentraler Aspekt ist die Fähigkeit, besser mit schwierigen Emotionen umzugehen. Indem wir lernen, unsere Empfindungen wahrzunehmen und sie nicht sofort zu bewerten, können wir eine bessere Beziehung zu unseren Gefühlen aufbauen. Das kann uns dabei helfen, uns nicht von negativen Emotionen überwältigen zu lassen, und uns stattdessen die Möglichkeit geben, sie zu erkennen und sie konstruktiv zu verarbeiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung eines besseren Körperbewusstseins. Körpersignale werden bewusster, wir lernen zum Beispiel Hunger, Durst, Müdigkeit oder Stress besser wahrzunehmen und dadurch unsere Bedürfnisse besser verstehen und angemessen darauf reagieren.

Außerdem hilft uns das Training, unsere Gefühle besser zuzuordnen. Wenn wir eine Flut von Emotionen erleben, fühlen wir uns vielleicht verwirrt oder überwältigt. Aber wenn wir lernen, unsere Gefühle zu erkennen und zu benennen, können wir beginnen, sie zu verstehen und besser damit umzugehen.

Ganz bei mir und doch offen

Ägyptischer Tanz fordert die Tänzerin auf, in Verbindung mit der Musik und der Umgebung zu bleiben, ohne dabei das Zentrum zu verlieren. Die bewusste Wahrnehmung des Körperzentrums trägt zu mehr Selbstbewusstsein und Stabilität bei. Mit dem Tanztraining bekommen wir ein besseres Körpergefühl, lernen unser Zentrum besser wahrzunehmen und können gleichzeitig offen für unsere Umgebung sein. Für mich ist das ein zentraler Aspekt des Tanzes und einer seiner größten Schätze: die Fähigkeit, bei mir selbst zu bleiben und dennoch offen zu sein.

Dieses Konzept des „Bei-sich-Seins“ bei gleichzeitiger Offenheit ist ein wertvolles Training für alle Arten von Beziehungen, sei es in Arbeits-, Freundschafts-, Familien- oder romantischen Beziehungen. „Bei mir selbst bleiben“ bedeutet dabei, dass wir uns nicht von äußeren Reizen ablenken lassen und selbstbewusst für unsere eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Einstellungen einstehen. Und dass wir gleichzeitig auf unsere Gesprächspartnerinnen und -partner eingehen und in Beziehung bleiben können. Wenn wir lernen, bei uns selbst zu bleiben und uns gleichzeitig für die Bedürfnisse und Perspektiven anderer zu öffnen, können wir gesündere und stärkere Beziehungen aufbauen.

Die Verbindung von Gegensätzen

Im Bewegungsvokabular des ägyptischen Tanzes spiegeln sich Gegensätze von Spannung und Entspannung, Krafteinsatz und Ruhe sowie Sanftheit und Stärke wider. Durch das körperliche Üben von Bewegungen aus dem ägyptischen Tanz und den Einsatz tanztherapeutischer Methoden nähern wir uns den verschiedensten psychischen Themen an, wie zum Beispiel Stress und Stressbewältigung, Angst oder Unsicherheit, die Fähigkeit zur Entspannung und Erholung, Motivation und Antrieb, unsere Fähigkeit zur Ruhe und Gelassenheit in schwierigen Situationen, Empathie und Sensibilität oder Durchsetzungsvermögen und Standhaftigkeit. Was genau zum Thema wird, ergibt sich aus der Gruppe. Du möchtest das ausprobieren?
Komm zu einer Onlinestunde, der Sommertanzwoche oder zum Tanz der Göttinnen.

Ashra Baladi Skriptum

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