Bawiti entdecken: Mumien, Berge und Dinosaurier – Ägypten-Tagebuch Tag 6

13. Dezember 2023
Artikel aktualisiert am 13.02.2024

Herzlichen Dank an alle meine Mitreisenden, die mir Fotos zur Verfügung gestellt haben!

Bawiti entdecken

Erst beim Schreiben dieses Artikels wurde mir bewusst, was für eine Vielfalt an Erlebnissen wir an diesem einem Tag hatten. Der Morgen begann noch ruhig und entspannt im Camp, doch dann wurde es sehr ereignisreich: Wir besichtigten goldene Mumien und Gräber, deren Wandmalereien den berühmten Bildern im Tal der Könige in nichts nachstehen. Wir waren an einem idyllischen Salzsee – wobei ich zugeben muss, der Geruch dort war weniger idyllisch als sein Anblick. Wir machten einen Stopp am Pyramidenberg und erfuhren von Dinosaurierknochen und Engländern, die sich hier am „English Mountain“ im ersten Weltkrieg verschanzten. Und ganz zuletzt gibts noch ein kurzes Tanzvideo – das gibt einen Einblick, in das, was wir eigentlich während der ganzen Reise taten…

Bawiti Oasis Camp

Der Tag beginnt mit einem entspannten Morgen im Camp: Frühstück, Bodywork, die Umgebung genießen….

Nach fast einer Woche wird Wäschewaschen nötig…

 

Der hauseigene Pool – leider ohne Wasser, bzw. mit nicht mehr brauchbarem Wasser. Warum habe ich nicht ganz verstanden. Es liegt auf jeden Fall an komplizierten Befüllungsregeln.

Tanzreise nach Ägypten - Bawiti Oasis Camp

Besichtigungen in Bahariyya

Geschichte der Bahariyya Oase

Die Geschichte der Bahariyya-Oase in Ägypten ist vielfältig und reicht zurück bis ins Neolithikum. Schon damals lebten dort kleine Gruppen von Jägern und Sammlern, wie Funde von z.B. Mahlsteinen, Pfeilspitzen, Schabern und Straußeneierschalen(!) zeigen.

Später, im Alten Reich, gab es dort Siedlungen, und während des Mittleren und Neuen Reiches war Bahariyya Teil des ägyptischen Herrschaftsgebiets. Bedeutende Funde aus dieser Zeit sind das Grab des Amenhotep und verschiedene Tempel und Festungsbauten.

Aus der griechischen Zeit stammt vor allem der Tempel von Alexander dem Großen in Qasr el-Maqisba. Außerdem die Ibis-Galerien in Qarat al-Farargi. Aus der römischen Epoche gibt es Festungen in verschiedenen Orten, einen Triumphbogen in al-Qasr, sowie Paläste und Weinpressen in al-Haiz.

Mit dem Aufstieg des Christentums ab dem 4. Jahrhundert lebten hier auch Christen, bis sie im 17. oder 18. Jahrhundert zum Islam übertraten. Verehrt wurden hier der hl. Bartholomäus und sicher der hl. Georg. Über die Islamisierung der Region ist wenig bekannt, doch lebten hier Muslime und Christen im 11. Jahrhundert zusammen.

Im Laufe der Jahrhunderte stand die Oase unter der Herrschaft verschiedener Reiche, darunter die Mamluken1 und Osmanen, und wurde 1813 in das ägyptische Reich eingegliedert.

Ab 1961 war Bahariyya Teil des Gouvernements Neues Tal und später des Gouvernements al-Dschiza. Seit den 1980er Jahren entwickelte sich der Tourismus, begünstigt durch die Erschließung von Eisenerzlagerstätten.2

Tal der Goldenen Mumien

El-Bawiti, arabisch: ‏الباويطي, al-Bāwīṭī, ist das Verwaltungszentrum des Oasengürtels el-Bahrīya im ägyptischen Gouvernement el-Gīza in der Westlichen Wüste. Berühmt geworden ist der Ort durch die Funde im so genannten „Tal der Goldenen Mumien“, ein Fund, der in seiner Bedeutung deutlich übertrieben wurde und Parallelen zu Funden in Siwa (Gebel el-Mautā) und im Faiyūm besitzt.3

Im Museum in El-Bawiti

Das Tal der Goldenen Mumien ist eine archäologische Stätte in der Bahariyya-Senke, Ägypten, bekannt für einen griechisch-römischen Friedhof, der 1995 (oder 1999) entdeckt wurde. Ägyptologe Zahi Hawass schätzt, dass etwa 10.000 Personen zwischen 200 v. Chr. und 100 n. Chr. hier bestattet wurden. Die Mumien waren in Leinentücher gewickelt, manche mit vergoldeten Masken. Untersuchungen ergaben, dass viele Bewohner an Knochenarthritis litten. Funde umfassen Tonfiguren, Keramik, und Münzen. Der Friedhof, eine Sandsteinebene, ist seit 2021 für Touristen zugänglich.4

Erst ein kleiner Teil der Mumien ist im Museum zu besichtigen:

Das Grab des Bananntiu

Anschließend besuchen wir das Grab des Bannantiu. Es zeichnet sich durch seine reiche und farbenfrohe Gestaltung aus. Bananntiu, vermutlich ein wohlhabender Händler oder Landbesitzer, lebte in der Zeit der 26. Dynastie (664 – 525 v. Chr.), als Bahariyyas Wein bekannt war. Sein großes Grab weist eine interessante Struktur auf, ähnlich einer römischen Basilika, mit zwei Säulenreihen und drei kleinen Grabkammern. Die Grabdekorationen, darunter Bilder von Bananntiu mit ägyptischen Göttern, wirken noch sehr lebendig und werden restauriert. Dargestellt sind Szenen aus dem Totenbuch und die Sonnenbarke des Sonnengottes, Symbole für Wiedergeburt und göttliche Begleitung.5

Gleich daneben liegt das Grab seines Vaters, Zed Amun Ef Ankh.

Einen Rundgang durch dieses Grab zeit ein schönes Video von il Faraone Tours:

 

Ain el Muftella

Anschließend besuchen wir die Ruinen von Ain el-Muftella

Salzsee

Den nächsten Stopp machen wir an einem Salzsee etwas abseits von der Stadt El-Bawiti.

Salzsee in Baharyia

Gebel el Dist – Pyramidenberg im Dinosaurierhimmel

Dann gibt es da einen Berg, der wie eine Pyramide aussieht: den „Pyramid Mountain“, auch bekannt als Gebel el Dist.

Der Gebel el Dist ist ein beeindruckender Berg in Pyramidenform, der von nahezu allen Orten der umliegenden Oase aus zu sehen ist. Zwischen 1911 und 1914 wurden hier vom deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach und seinem Grabungsteam Dinosaurierknochen entdeckt. Die Grabungen setzten sich bis in die 1930iger Jahre fort. Verschiedene Arten wurden bestimmt, unter anderem Aegyptosaurus und Bahariasaurus. Die bis dahin vorherrschende Meinung, dass Dinosaurier ausschließlich in Nordamerika existierten, wurde dadurch widerlegt.

Ein sehr großer Saurier, der Paralititan stromeri wurde 2000 in der Bahariyya-Oase entdeckt und im Jahr 2001 von Smith et al. beschrieben. Er lebte möglicherweise in einem mangrovenwaldartigen Ökosystem und ist der erste Dinosaurier, der aus diesem Ökosystem nachgewiesen wurde.6 Das könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass die Bahariya-Region einst ein sumpfiges Gebiet war, ähnlich den Everglades in Florida, USA.

Die Ecke Ägyptens wird von Forschern auf Grund zahlreicher Funde auch „Dinosaurierhimmel“ genannt.“ Zitat aus einem Beitrag in ORF-Science: https://sciencev1.orf.at/science/news/14322

Bericht in der „Zeit“ über eine weitere Dinosaurier-Entdeckung 2018: https://www.nzz.ch/panorama/bisher-unbekannte-dinosaurier-art-in-aegypten-entdeckt-ld.1352366

Gebel al Ingleez – English Mountain – Black Mountain

Der Name „English Mountain“ geht auf die britischen Streitkräfte zurück, die während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1916 in der Region stationiert waren. Der Berg wird auch als „Black Mountain“ bezeichnet, vermutlich aufgrund der dunklen Basalt- und Dioritgesteine, die seine Oberfläche bedecken. Auf dem Gipfel des Berges befinden sich die Ruinen eines Beobachtungspostens, den Captain Williams nutzte, um die Bewegungen libyscher Senussi-Stammeskrieger zu überwachen. Diese strategische Position wählte er, um mögliche Angriffe auf die Bahariya-Oase rechtzeitig zu erkennen und abzuwehren.

Wir fahren querfeldein auf den English Mountain. Und das recht rasch, um genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf dem Gipfel anzukommen. Während die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in ein farbenfrohes Spektakel tauchen, bietet sich uns ein atemberaubender Blick über die weite Oase. Am Rückweg gibts noch eine Überraschung. Unsere Crew hat unbemerkt ein kleines Lager errichtet. Es gibt Tee und Musik:-) Der perfekte Abschluss für diesen Tag.

Datteln

Datteln

Auf der Rückfahrt zum Camp gibt es noch die Gelegenheit, Datteln einzukaufen


Dieses Tagebuch ist eine Erinnerung an unsere Tanzreise nach Ägypten vom 17. – 26. November 2023.


1: Die Mamluken, die von 1250 bis 1517 über Ägypten und Syrien herrschten, bildeten eine türkische Militäraristokratie, die sich ausschließlich aus ehemaligen Sklaven zusammensetzte. „Eine vornehmlich arabische Bevölkerung wurde beherrscht von einer durchweg turkstämmigen Elite freigelassener Militärsklaven, die sich durch ein sich selbst auferlegtes Gebot ständig zu regenerieren versuchte. Mamluk werden konnte nur ein außerhalb des islamischen Herrschaftsbereiches als Nichtmuslim frei geborener, dann versklavter, als Sklave nach Ägypten verbrachter, zum Islam konvertierter, in die Freiheit entlassener und schließlich ritterlich ausgebildeter Türke werden“, erklärt Professor Dr. Stephan Conermann, Leiter der Abteilung Islamwissenschaft der Universität Bonn und Sprecher der DFG-Kolleg-Forschergruppe.Quelle: https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/presse-kommunikation/presseservice/archiv-pressemitteilungen/2010/199-2010

2: Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahariyya

3: Quelle: https://de.wikivoyage.org/wiki/B%C4%81w%C4%AB%E1%B9%AD%C4%AB

4: Quelle: https://de.wikivoyage.org/wiki/Tal_der_Goldenen_Mumien

5: Quelle: https://www.touregypt.net/featurestories/bannantiut.htm

6: Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Paralititan

Ashra Baladi Skriptum

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