Sufi-Volksmusik und Musik des Widerstands
„El Tanbura mit Sitz in Port Said ist eine traditionelle ägyptische Folkband, die von Zakaria Ibrahim gegründet wurde. Die Gruppe besteht aus traditionellen Musikern, Sängern, Fischern und Sufi-Philosophen und gilt als Hüterin einiger der ältesten Volkslieder Ägyptens.
Die „Simsimeyya“, ein traditionelles Musikinstrument soll in den Jahren nach der Suez-Krise eine Rolle in der Widerstandsbewegung gespielt haben. Nach dem Krieg von 1967 sangen die Verbannten von Port Said nostalgische Volkslieder, die sie auf der „Simsimeyya“ begleiteten.
Als Zakaria Ibrahim 1980 aus dem Exil nach Port Said zurückkehrte, stellte er fest, dass die alte Musik und die „Simsimeyya“ zugunsten kommerziellerer Bands aufgegeben worden waren. Ibrahim verbrachte Jahre damit, nach den alten Meistern der traditionellen Sufi-Volksmusik zu suchen und versuchte, sich wieder mit ihnen zu verbinden und die Wiederbelebung der alten Tradition zu fördern. Ihre nostalgischen Volkslieder prägen die Widerstandsgeschichte der Menschen in Port Said.“
(Quelle: Egypt Today)
El Tanbura – Friends of Bambouty
Young Tanbura Roskilda project
Amm Ya Gamal -The Nile Project
Mohsen El Ashry, ein Mitglied der El Tanbura-Gruppe im Rahmen des „Nile Projects“ ( nileproject.org/)
Shouft El Amr – Paris 1996
Instrumente und Repertoire
„Im Zentrum der Geschichte von El Tanbura stehen zwei traditionsreiche Leier-Instrumente: Zum einen die mit fünf oder mehr Metallsaiten ausgestattete Simsimiyya, auf der auf der Sinai-Halbinsel und an den Ufern des Roten Meeres die traditionellen Lieder der Beduinen begleitet wurden. Von wo aus das Instrument in den 1930er Jahren Bestandteil der lebhaften Tanzmusik der Hafenstädte Ägyptens wurde, insbesondere von Port Said.
Zum anderen die etwas größere Tanbura, eine sechssaitige Schalen-Leier mit dreieckigem Rahmen, die ursprünglich im Zuge schamanistischer Heilungsrituale Verwendung fand. 1989 begann Zakaria Ibrahim aus Port Said, diese Instrumente und die mit ihnen verbundenen, teilweise vergessenen Lieder neu zu entdecken. So entstand unter dem Namen „El Tanbura“ ein lockeres Kollektiv aus Musikern, Fischern, Kaufleuten, die sich einmal pro Woche in ihrem Lieblingscafé in Port Said trafen.
Das Repertoire ist inzwischen ein sehr buntes: Liebeslieder, Preisgesänge auf den Propheten Mohammed, jedoch auch bekannte Sufis und bedeutende Musiker sind enthalten. Zudem „zeitgenössische Volkslieder“ von Zakaria Ibrahim, etwa über die Suezkrise 1956 oder den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, der damals zum Volkshelden der arabischen Welt avancierte.
Schließlich die Revolutionslieder, die „El Tanbura“ Anfang Februar 2011 am Tahrir-Platz in Kairo intonierte, um sich so mit den Demonstranten solidarisch zu erklären. Fünf Monate später, am 30. Juli 2011, gastierte das Ensemble in elfköpfiger Besetzung beim Glatt & Verkehrt-Festival in Krems.“
El Tanbura at Hammersmith Palais – UK
El Tanbura während der ägyptischen Revolution 2011
Im Jahr 2000 gründete Zakaria Ibrahim das El Mastaba Center für ägyptische Volksmusik. Das Zentrum baut auf seiner Arbeit von mehreren Jahrzehnten auf. Das Erbe der ägyptischen Volksmusik soll damit bewahrt und zu seinem früheren Glanz zurückgebracht werden. Und die traditionelle Musik soll wieder die wichtige Rolle zurückzuerobern, die sie immer im täglichen Leben der Ägypter*innen gespielt hat. Das Zentrum arbeitet auch daran, den Status des traditionellen Musikers zu heben, dessen Musik und Kreativität durch staatliche und touristische Agenden an den Rand gedrängt und kompromittiert wurden.
Aus diesen Gründen spielte El Mastaba eine aktive Rolle in der ägyptischen Revolution und brachte verschiedene Musikgruppen auf den Tahrir-Platz. In fünf Konzerten unterstützten sie die Demonstrierenden. Die Bands, die an den Konzerten teilnahmen, wurden alle aus der Gegend des Suezkanals ausgewählt, da ihre Musik seit jeher ein Symbol für den Widerstand ist. El Mastaba präsentierte die Band „Hinna“ aus Suez, die Band „El Waziry“ aus Ismailia und die berühmte „El Tanboura“ aus Port Said.
(Quelle: Youtube-Kanal von Mamdouh Elkady)
“ Die Gruppe El Tanbura, die unter anderem Widerstandslieder von 1956, dem Jahr der Suezkrise, im Programm hat, spielte damals auch öfter vor den Demonstranten. „Wir beleben traditionelle Musik wieder, um die Menschen an ihre Geschichte zu erinnern“, sagt Gründungsmitglied Zakaria Ibrahim. „In traditionellen Liedern und Protestsongs gibt es ein gemeinsames Verlangen nach Freiheit. Wenn man dann spürt, dass viele die gleichen Forderungen stellen, macht man da gerne mit – auch wenn ein persönliches Risiko damit verknüpft ist.
Ibrahim weiß, wovon er spricht. Er hat bereits in den frühen siebziger Jahren Aufstände miterlebt. Als linker Student demonstrierte er auf dem Tahrir-Platz und wurde unter der Herrschaft Anwar Sadats inhaftiert, weil er politische Literatur verfasst hatte.“
Quelle: Der Freitag – Klang der Freiheit
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