Der Tanz mit dem Schatten II

11. Februar 2021
Artikel aktualisiert am 21.03.2024

Ressourcen erkennen

Wenn wir uns auf diese Unlustgefühle einlassen, begeben wir uns Schritt für Schritt auf eine Reise zu unseren persönlichen Themen. Behutsam können wir uns so hinderliche Lebenseinstellung und Lebensthemen bewusst machen. Das Ziel ist immer „das was schon ist“, egal ob wir es positiv oder negativ bewerten, als Ressource zu erkennen und zu nutzen. So verlieren wir nach und nach die Angst vor unseren Schattenanteilen und erkennen unsere Stärken. Energie, die bisher durch Vermeidung bzw. Verdrängung gebunden war, wird frei gesetzt.

Tanz mit dem Schatten

Der Ausgangspunkt ist immer das, was wir gerne tun. Wir erkunden z.B. welcher Rhythmus uns liegt, ob wir uns lieber mit viel oder wenig Spannung, kraftvoll oder eher zart und leicht bewegen oder wie unser Kontakt zu anderen TänzerInnen ist.

Damit sehen wir dann die Tanztechnik aus einem anderen Blickwinkel. Wir erkennen mit der Zeit die beiden Seiten in jeder unserer Äußerungen – und dass alles auch eine positive Seite hat. Wir erkennen versteckte Stärken und wenden uns diesen zu. Dadurch richten wir unseren Blick immer mehr auf  „alles, was wir können“ und beginnen „alles was (noch) nicht möglich ist bzw. vorhanden ist“ gelassener zu sehen und vielleicht gar nicht mehr so zu beachten. Wir lernen unsere Stärken zu stärken und beschäftigen uns immer weniger mit Fehlern und Mankos.

Der Tanz mit dem Schatten

Die Integration der Schattenseiten hat eine heilende Wirkung auf alle Lebensbereiche. Dir selber näher zu kommen und Dich besser zu spüren hilft Dir, Deine Selbstliebe zu vertiefen und führt letztendlich zu mehr GelassenheitLebensfreudeLebendigkeit und Lebensqualität.

Methoden

Arbeit an den Bewegungsqualitäten nach Laban

In der Fortbildung beschäftigen wir uns theoretisch und praktisch mit den Efforts nach Laban: Raum, Kraft, Zeit und Fluss. Das Ausprobieren, ob Du z.B. eher viel oder wenig Kraft einsetzt oder ob Du Dich lieber direkt oder indirekt durch den Raum bewegst, zeigt Dir sofort Deine starke Seite. Gleichzeitig wird klar, dass jede Ausprägung ihre positiven und negativen Seiten hat. Das Gegenteil von  kraftvoll muss nicht schwach sein, Langsamkeit ist nicht unbedingt negativ, Geschwindigkeit nicht immer positiv usw…

Was positiv bzw. negativ ist, ist letztlich eine Bewertung in einer bestimmten Kultur zu einer bestimmten Zeit. Durch das Üben wird auch klar, dass es die eine Seite ohne die andere nicht gibt. Wenn ich die Eine unterdrücke, verliere ich auch die Andere. Das relativiert mit der Zeit den Blick auf „gute und böse“ Seiten in mir.

Sobald ich mir erlaube, zornig, hoffnungslos, böse, wütend zu sein, hört der Widerstand in mir auf und ich habe plötzlich die Wahl. Die Wut muss nicht mehr ausgelebt werden oder gar unvermittelt aus mir herausbrechen. Und sie muss nicht unterdrückt werden. Sie darf sein, wird gesehen und ich entscheide dann, wie ich damit umgehe. Solange ich meine Wut (Angst, Ärger, Hoffnungslosigkeit….) unterdrücke, habe ich diese Entscheidungsmöglichkeit nicht und ich werde immer wieder mit dem Unterdrückten konfrontiert werden.

Durch Tanz und Bewegung ganz allgemein

Bestimmt kennst Du solche Beispiele aus dem Tanz(Unterricht). Z.B. haben wir vielleicht als Mädchen Sätze gehört wie „Geh anständig“, „Sitz gerade“, „Anständige Frauen zeigen ihren Busen nicht her“ und Ähnliches. Unser Körper hat das genau so gehört und sich entsprechend verändert. Spannungen und Blockaden im Becken- und Brustkorbbereich können uns heute daran hindern, unser Becken frei schwingen zu lassen und die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule sehr einschränken.

Tanz zu Dir Selbst geht wie die Tanztherapie davon aus, dass wir diese Blockaden von 2 Seiten befreien können: Wir können uns solche unbewussten Glaubensmuster bewusst machen, also unseren Schatten ins Licht holen. Oder wir können die Bewegung so lange üben, bis sie leicht und selbstverständlich wird. Das wird auch die psychische Seite verändern und ebenso unseren Schatten ans Licht holen.

Gleichzeitig wird das auch zu mehr körperlichem Wohlgefühl und letztendlich auch zu besserer Gesundheit verhelfen. Genauso wie wir psychische Energie benötigen um Verdrängtes nicht ans Licht zu lassen, benötigt unser Körper Energie um Spannungen und Blockaden aufrecht zu erhalten. Das Loslassen dieser Spannungen setzt Energie frei.

Der Tanz mit dem Schatten

Über unsere Umwelt

Ein guter Indikator für das Aufspüren Deiner Schattenseiten sind Dinge, die Dich an anderen stören. Also Meinungen, Verhaltensweisen, Gefühle von anderen Menschen, die Dir zu schaffen machen. Dich abstoßen – oder auch anziehen.
Immer wenn Du gar nicht magst, was jemand sagt, tut, wie er/sie sich bewegt oder lacht und Du ganz deutlich spürst, dass Dir das nicht egal ist, dass es Dich also wütend macht, kränkt oder sonst in eine innere Spannung versetzt, hast Du es sehr wahrscheinlich mit einem Schattenanteil in Dir zu tun. Aber auch wenn Du jemanden übermäßig bewunderst kann es sich um einen positiven Schatten handeln. Also Aspekte in Dir, die Du nicht sehen, nicht wahrhaben möchtest.

Fragen:

  • Was ärgert mich besonders an anderen, welche Themen?
  • Wenn mich jemand sehr wütend macht – was macht er/sie genau um das zu erreichen?
  • Was kritisiere ich sofort an anderen?
  • Was sind für mich „No-Go’s“ bei anderen?
  • Was bewundere ich an anderen?
  • Wie wäre ich gerne?
  • Was sind meine Vorbilder und warum genau sind sie das? Was genau macht sie zu Vorbildern?
  • Was mag ich besonders an anderen Menschen?

Über alles was wir an uns selbst nicht mögen

Fragen:

  • Was mag ich nicht an mir?
  • Was will ich niemandem sagen?
  • Wovor fürchte ich mich?
  • Was dürfen meine engsten Bezugspersonen nie erfahren?
  • Was darf niemand über mich erfahren?
  • Wofür schäme ich mich?

Schattenarbeit & Tanz zu Dir Selbst: Stärken und Ressourcen entdecken, Potenziale entwickeln

  • Wir stellen fest, welchem Bewegungspol wir näher sind. Das sind unsere Stärken bzw. unsere Ressourcen. Alles was wir schon können und womit wir arbeiten können
  • Wir stellen fest, welchem Bewegungspol wir entfernter sind. Das sind unsere Schwächen – oder der Schatten – oder unser Potenzial. Alles was wir ins Licht holen können und zu einer Ressource machen können
  • Der Weg über Bewegung erleichtert das „Nicht-Bewerten“ Eine Bewegung ist wie sie ist. Weder gut noch schlecht.
  • Über die psychologischen Entsprechungen der Laban-Efforts machen wir uns bewusst, dass JEDE Ausprägung, also ALLES was wir zeigen, sich positiv oder negativ äußern kann. Das hilft ebenfalls, weniger zu bewerten.
  • In Bewegung zeigen wir immer das, was wir schon können. Was wir nicht tun (weil wir es z.B. nicht können) ist nicht sichtbar. Das erleichtert es, den Blick aufs Positive zu lenken.

Fotos: canva.com

Ashra Baladi Skriptum

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