Demeter – Erdgöttin und Mutterarchetyp

27. Oktober 2021
Artikel aktualisiert am 26.03.2023

DemeterSinnbild einer uralten Fruchtbarkeits- und Erdgöttin verkörpert den Mutter-Archetyp. Die Kinder (oder Projekte), die sie in die Welt setzt, umsorgt und nährt sie geduldig, ausdauernd und großzügig. Der Mythos der sozial engagierten Demeter ist eng verbunden mit dem der Persephone. 

Mythologie

Demeter ist Schwester und Geliebte des Zeus und eng verbunden mit ihrer Tochter Persephone. Demeter und Persephone wurden auch als nicht getrennte Göttin dargestellt und verkörpern in ihren Gestalten von Kore-Demeter-Persephone die Trinität von Jungfrau, Mutter und Alte Frau. In ihrem Aspekt als alte (weise) Frau wird sie auch Demeter Melaina (schwarze Demeter) genannt. Ihr Name setzt sich vermutlich aus den griechischen Wörtern für „gä“ (Erde) und „meter“ (Mutter) zusammen, was sie ähnlich wie Gaia (Gäa) zur Erdmutter macht. Andere Vermutungen sagen, dass ihr Name einfach „Getreide“ bedeutet. Demeter setzt sehr wahrscheinlich den Glauben an eine vor-olympische Erdgöttin fort. Sie ist die Göttin der Kornfelder, sorgt für ertragreiche Ernten und gilt als Schöpferin von Gemeinschaftsstrukturen und dem Ackerbau.  

In den Homerischen Hymnen ist Demeter ein umfangreiches Gedicht mit 496 Versen gewidmet. Dieser Hymnus an Demeter ist eine der wohl bekanntesten Erzählungen der griechischen Mythologie. 

Persephone, die auf einer Wiese Blumen pflückt, wird von Hades in die Unterwelt entführt. Ihre Mutter hört sie weinen und beginnt als alte Frau verkleidet auf der ganzen Welt nach ihr zu suchen. In ihrem Kummer lässt sie das fruchtbare Land verdörren und weigert sich, auf den Olymp zurückzukehren. Schließlich erreicht sie einen Brunnen in der Stadt Eleusis in der Nähe von Athen. Dort wird sie freundlich aufgenommen, gibt sich zu erkennen und befiehlt, ihr zu Ehren einen Tempel zu bauen, in dem sie sich dann niederlässt.

Da die GöttInnen des Olymps nicht auf die Ehrerbietung und Opfer der Menschen verzichten wollen, können sie nicht zulassen, dass die Menschheit ausstirbt. Zeus schickt also Hermes zu Hades in die Unterwelt um zu vermitteln. Die Vermittlung gelingt, Persephone verlässt die Unterwelt, isst aber davor einige Kerne des Granatapfels und ist dadurch gezwungen, weiterhin einen Teil des Jahres bei Hades in der Unterwelt zu verbringen. 

Letztendlich wird ein Kompromiss geschlossen und Persephone wird zur zentralen Figur im ewigen Kreislauf von Wachsen und Vergehen. 

Eleusinische Mysterien

Der Demeter-Kult, der sich in den Eleusinischen Mysterien ausdrückt, stammt aus dem vorderasiatischen Raum. In Eleusis („Ort der glücklichen Ankunft“) wurde der Eingang zur Unterwelt vermutet. Lt. Aristoteles wurden die Zeremonien in Eleusis bereits 1500 v. Chr. durchgeführt. 

Die Mysterien standen ab dem 6. Jhdt. allen offen, die griechisch sprachen – auch Sklaven. Es wurde ein Festzug von Athen nach Eleusis durchgeführt. Am Kallichoros-Brunnen, an dem Demeter gerastet hatte, wurde getanzt und gefeiert. Die Geschichte von Demeter und Persephone wurde nachgespielt. Schließlich mussten alle, die eingeweiht werden wollten, einen Schwur der Geheimhaltung leisten. Dann wurde an ihnen die eigentliche Weihe vollzogen. Die Mysterien endeten schließlich mit der Auferstehung der Persephone. Alle, die die Weihen empfangen hatten, lebten in der Hoffnung auf ein neues und besseres Leben im Jenseits. Im 4. Jhdt. n. Chr. wurden die Mysterien von Theodosius I. verboten.  

Demeter als Archetyp

Demeter - Tanz der Göttinnen

Als Mutterarchetyp verkörpert Demeter die Quelle des Lebens und der Fruchtbarkeit. Sie ist die Nahrung spendende, gütige, hegende und für Wachstum sorgende Erdöttin. Der Demeter-Archetyp ist in allen Frauen lebendig, die sich Kinder wünschen, Kinder großziehen, betreuen oder in irgend einer anderen Form „bemuttern“ (z.B. in sozialen Berufen). Sie zeigt sich in Frauen, die ihr Gemüse selbst anbauen, Brot backen, einkochen, für andere kochen und ihre Ernte-Überschüsse mit anderen teilen. 

Es bereitet ihr Freude, reichhaltige Mahlzeiten für Familie und Gäste zuzubereiten. Wenn ihnen das Essen schmeckt,  sonnt sie sich im Gefühl, eine gute Mutter zu sein (und nicht – wie dies bei einer Athene-Frau der Fall sein könnte – im Gefühl, eine Chefköchin zu sein). Arbeitet sie in einem Büro, serviert sie ihren Mitarbeitern gern Kaffee (was im starken Gegensatz zu einer Artemis-Frau steht, die sich dadurch erniedrigt fühlt und diese Aufgabe nur erfüllt, wenn sich auch die Männer daran beteiligen).1  

Der Demeter-Aspekt wird aber auch sichtbar, wenn Frauen in ihren Beziehungen eine unterstützende, nährende, gebende und helfende Einstellung zeigen. Deshalb sind Frauen, in denen der Demeter(Mutter)-Archetyp lebendig ist, auch oft in sozialen, pflegenden oder helfenden Berufen anzutreffen. 

Schatten

Ihr dunkler Aspekt offenbart sich in der Zeit der Abwesenheit ihrer Tochter und wird sichtbar als Dunkelheit, Kälte, Tod und Unfruchtbarkeit. Demeter hält dann das zurück, was eine andere Person benötigt: Nahrung, Liebe und Zuwendung. Sie ist anfällig für Depressionen wenn z.B. die Kinder das Haus verlassen und unterdrückt möglicherweise aggressive Gefühle. Das kann sich in subtilen Feindseligkeiten äußern, wie z.B. der Vorenthaltung von Anerkennung oder . Oder sie bringten andere dazu, sich schuldig zu fühlen. Diesen Depressionen voraus geht fehlende Abgrenzung und der Wunsch gebraucht zu werden. Ihre Umgebung kann das als besitzergreifend erleben, die von ihr umsorgten Personen können abhängig werden. 

Die Eigenschaften der Demeter

Demeter zeichnet sich aus durch große Geduld, Ausdauer, Großzügigkeit, Wärme, Erdverbundenheit, Herzlichkeit und einem Sinn fürs Praktische. Sie „steht mit beiden Füßen fest am Boden“, ist einfühlsam und hat stets „das Ganze im Blick“. Sie ruht in sich, geht achtsam, gelassen und überlegt vor.

Entwicklungsmöglichkeiten der Demeter

Demeter kann lernen, Grenzen zu setzen (erst als die Welt dunkel wird, schenkt Zeus ihrer Sorge um Persephone Beachtung), Nein zu sagen und Selbstfürsorge zu betreiben. Sie kann sich auf die Suche nach Möglichkeiten machen, ihre Aggressionen auszuleben. Und sie kann ihren Wunsch, gebraucht zu werden hinterfragen.

Tanz der Göttinnen

Mit tanztherapeutischen Methoden können all diese Eigenschaften direkt erfahr- und erlebbar gemacht werden. Mit viel Leichtigkeit und Freude kannst die „Demeter-Anteile“ in Dir entdecken und Deine Entwicklungsmöglichkeiten kennen lernen.


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Die aktuellen Termine findest Du hier


1: Jean Shinoda Bolen, Göttinnen in jeder Frau


Fotos Titelfoto: By Schorle – Own work, CC BY-SA 3.0, Link Kleines Foto: By © Hubertl / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, Link

Ashra Baladi Skriptum

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  1. Hekate - 3-gestaltige Göttin der Übergänge - […] (Kore, das Mädchen) – Demeter (Mutter) – […]

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