Athene – Strategin und Organisationstalent

15. Oktober 2021
Artikel aktualisiert am 26.03.2023

Athene, Göttin der Weisheit, des Krieges und des Friedens ist die praktisch denkende Strategin. Ihr ausgeprägtes Organisationstalent, ihr Sinn für den goldenen Mittelweg und die Fähigkeit, ihre Pläne konkret umzusetzen machen sie zur idealen Unternehmerin, Politikerin oder Wissenschaftlerin. Sie ist außerdem für die Handwerkskunst zuständig.

Mythologie

In der griechischen Mythologie taucht Athene (die römische Minverva) als erwachsene Frau in goldener Rüstung mit einem lauten Schrei direkt aus dem Kopf des Zeus auf.1 Zeus hatte davor ihre schwangere Mutter Metis verschlungen. Athene wird deshalb als mutterlos und als rechte Hand und Vertraute ihres Vaters dargestellt. Sie ist die einzige Göttin, der Zeus seinen Donnerkeil und seine Ägis anvertraut und sie wird immer wieder Beschützerin, Ratgeberin und Unterstützerin von heldenhaften Männern.

Diese „Kopfgeburt“ wird von Barbara Walker2 so interpretiert, dass Athene „seine Sophia, seine Weisheit, der leitende weibliche Geist in seinem Haupt“ war. Demnach ist Athene auch viel älter als die Stadt Athen. Walker setzt sie mit der dreifachen Göttin Libyens gleich und auch mit Neith, Metis (ihrer Mutter), Medusa (deren Gorgonenhaupt sie auf ihrer Brust trägt), Anath oder Ath-enna. Ebenso soll ihr Name eine Anrede der Isis sein und „Ich bin durch mich selbst entstanden“ bedeuten.

Athene auf Seiten der Helden

Eris, die Göttin des Streites ist nicht zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen. Aus Rache wirft sie einen goldenen Apfel („Zankapfel“) mit der Aufschrift „für die Schönste“ unter die Gäste. Der daraufhin ausbrechende Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite führt zum Urteil des Paris, der sich für Aphrodite entscheidet. Dieses Urteil führt dann zum „Raub der Helena“, anschließend zum Trojanischen Krieg und dazu, dass sich Athene in diesem Krieg auf die Seite der Helden (Achilles, Odysseus) stellt.

Verehrt wurde Athene als Göttin der Weisheit, der Medizin, der taktischen Kriegsführung und des (Kunst-)Handwerks. Dazu gehören so verschiedene Bereiche wie  Landwirtschaft, Navigation, Spinnen, Weben und alle Arten von Handarbeiten. Sie ist Erfinderin des Kampfwagens (nach Cicero), des lenkbaren Pflugs und des Schiffbaus. Außerdem soll sie beim Bau der Argo, dem Schiff der Argonauten, geholfen haben.

Als Schutzherrin von Athen und dessen politische Strategin macht sie die Stadt durch militärische Stärke, Eroberungen und Kolonisation groß.

„Für die Athener verlor die agrarische Mutter-Göttin Demeter sowohl sozial als auch psychologisch an Bedeutung, je stärker diese aggressive und geistig-seelische hyperaktive Kultur expandierte… Bis zu dieser Zeit hatten die bedeutendsten religiösen Feiern in einem Landstädtchen, in Eleusis, stattgefunden, abgehalten zu Ehren von Demeter und ihrer Tochter, Kore-Persephone… Diese schrittweise Umkehrung der Bedeutung der heiligen Stätten, vor allem in der Psyche der Athener, läßt sich als hochbedeutsames Symbol für die Art deuten, wie sich das griechische Bewusstsein allmählich hin zur Stadt verschob… entfernte man sich mehr und mehr von der Erde und ihrer Wertschätzung als „Mutter“.“4

Athene schenkt den BewohnerInnen Athens den Olivenbaum und ganz Griechenland die Philosophie. Die AthenerInnen errichten ihr zu Ehren den Parthenon (Jungfrauengemach) auf der Akropolis als Dank für Ihre Unterstützung im Kampf gegen die Perser.

Athene und Arachne

Als kundige Weberin wird Athene von Arachne, der Tochter eines Purpurfärbers, zu einem Wettbewerb in der Kunst des Webens herausgefordert. In den Bildern, die die beiden weben, werden die unterschiedlichen Weltsichten von Sterblichen und Unsterblichen klar.  Das Gewebe der Göttin feiert ihre Siege und ihre guten Taten. Würdevolle Götter und Göttinnen beschenken die Stadt mit Früchten und Wasser. Es wird klar, dass die Menschen ihnen dafür Ehrfurcht und Folgsamkeit schulden.

Arachne hingegen zeichnet in ihrem Gewebe die Götter als Tiere, die sterbliche Frauen vergewaltigen. Ihr geht es um die schmerzlichen Erfahrungen, die Sterbliche mit den Betrügereien und Täuschungen der Götter machen: Europa, die von Zeus in der Gestalt eines Stiers entführt wird, Asteria, die auf der Flucht vor Zeus in eine Wachtel verwandelt wird und dann als zu Boden fallender Stein die Insel Ortygia vor Syrakus bildet, die Annäherung von Zeus an Danae als goldener Regen usw.

Athene würdigt die Kunstfertigkeit von Arachnes Wandteppich, ist aber erzürnt über den Inhalt ihrer Darstellungen, reißt Arachnes Wandteppich in Stücke und verwandelt sie in eine Spinne.

Athene als Archetyp

Athene

Athene gehört mit Artemis und Hestia zu den jungfräulichen Göttinnen. Das bedeutet, sie ist unabhängig von Bindungen an Männer, frei in ihren Handlungen, sich selbst genug und lebt ihren inneren Werten entsprechend. Sie ist nicht durch Ehe mit einem Mann verbunden, häufig aber als schwesterliche Gefährtin der großen Helden, die sie mit scharfem Verstand und praktischem Geschick unterstützt.

Athene ist in der Stadt zu Hause. Im Gegensatz zu Artemis muss für sie die Wildnis gezähmt werden. Sie ist zuverlässig, praktisch veranlagt, Strategin, Denkerin und Organisationstalent. Ihr Handeln ist rational, leistungsorientiert und zielgerichtet.

Athene ist ein weiblicher Archetyp. Sie beweist, dass ein gutes Denkvermögen sowie die Tatsache, dass man inmitten einer emotionsgeladenen Situation einen kühlen Kopf bewahren und angesichts eines Konflikts eine gute Strategie entwickeln kann, natürliche Wesensmerkmale einiger Frauen sind. Eine solche Frau ist wie Athene und handelt nicht *wie ein Mann*. Ihr männlicher Aspekt oder Animus übernimmt die Funktion des Denkens nicht für sie – sie kann sehr wohl selbst gut und klar denken.

Das Bild von Athene als dem Archetyp des logischen Denkens stellt die Prämisse von C.G. Jung in Frage, wonach es der Animus, das heißt, der von ihrem weiblichen Ich getrennte Teil ist, der für die Frau denkt. Wenn eine Frau das scharfe Funktionieren ihres Verstands als weibliche, mit Athene in Zusammenhang stehende Eigenschaft erkennt, kann sie ein positives Selbstbild entwickeln, statt befürchten zu müssen, sie sei männisch (das heißt ungehörig in ihrem Benehmen).5

Schatten

Athene ist sehr auf ihren Verstand beschränkt, Emotionalität, Gefühle und Leidenschaft kommen zu kurz. Eine Frau, die dem Archetyp der Athene entspricht, ist sich möglicherweise nicht bewusst, dass ihre Gefühle aber trotzdem vorhanden sind. Es kann dann (wie im Falle der Arachne) zu Überreaktionen kommen. Sie kann aber auch durch scharfe und kritische Fragen eine Kollegin oder in der Hierarchie unter ihr stehende Mitarbeiterin nach Art der Medusa buchstäblich zu Stein erstarren lassen. Auch wenn es um Wettbewerb geht, kann sie rücksichts- und gnadenlos handeln. Ihr Verhalten kann auch aufdringlich und verletzend sein.

Die Eigenschaften der Athene

Athene hat die Fähigkeit, konzentriert und strategisch zu arbeiten und sich nicht ablenken zu lassen. Sie kann organisieren und ist eine gute Lehrerin, weil sie komplizierte Dinge klar und verständlich erklären kann. Im Beruf handelt sie professionell und verliert nicht die Selbstkontrolle. Sie handelt entschieden, klar, eindeutig und entschlossen und ist dabei verbindlich und zuverlässig.

Entwicklungsmöglichkeiten der Athene

Athene kann ihre Fähigkeit „nach Innen zu gehen“ entwickeln. Und sie kann lernen emotionale Risiken einzugehen und sich zu öffnen, Nähe zuzulassen und Intimität und Leidenschaft zu erleben.

Tanz der Göttinnen

Mit tanztherapeutischen Methoden können all diese Eigenschaften direkt erfahr- und erlebbar gemacht werden. Mit viel Leichtigkeit und Freude kannst die „Athene-Anteile“ in Dir entdecken und Deine Entwicklungsmöglichkeiten kennen lernen.


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1: Eine andere Geschichte erzählt Diodor von Sizilien. Danach hatte Athene auch eine Kindheit und wuchs gemeinsam mit Artemis und Persephone auf Sizilien auf. Sie ist dabei eine von Persephones Gefährtinnen als Pluto (Hades) aus der Unterwelt auftaucht und sie entführt. Nach Philostratos wirft sie im Kampf der Giganten gegen die olympischen GöttInnen ganz Sizilien auf den Giganten Enkelados. In einer anderen Version begräbt sie den Giganten, der mit Feuerbällen nach Uranus (dem Himmel) wirft, unter dem Ätna.

2: Barbara Walker. Die geheimen Symbole der Frauen

3: Buchempfehlung: Kassandra, Christa Wolf Die ostdeutsche Schriftstellerin kommentiert in dieser Erzählung die Ereignisse des Trojanischen Krieges aus der Perspektive der Seherin Kassandra und mit einem feministischen Blick auf die Ereignisse.

4: Göttinnen: Urbilder für eine Psychologie der Frau

5: Jean Shinoda Bolen, Göttinnen in jeder Frau


Fotos: canva.com

Ashra Baladi Skriptum

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