Artemis – Göttin der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung

5. September 2021
Artikel aktualisiert am 26.03.2023

Mythologie

Artemis ist die griechische Göttin der wilden Tiere, der Jagd und des Mondes. Sie wird oft in einer kurzen Tunika mit einem Bogen und Pfeilen dargestellt. Als eine der zwölf großen olympischen Götter und Göttinnen und Tochter des Zeus und der Leto streift sie in Begleitung ihrer Nymphen durch Wälder, Wiesen, Sümpfe und Berge.

Als erstgeborene Zwillingsschwester von Apollo hilft sie – kaum auf der Welt – bei der Geburt ihres Zwillingsbruders. Das macht sie auch zu einer der wichtigsten Göttinnen der Geburtshilfe und der Hebammen. Sie ist neben Athene und Hestia eine der drei jungfräulichen Göttinnen der griechischen Mythologie. Im Alter von drei Jahren wird sie von Zeus gefragt, was sie sich wünscht. Ihre Wünsche sind untypisch für ein Mädchen in diesem Alter, werden aber erfüllt:

  • Pfeile und einen Bogen (genau wie der ihres Bruders)
  • 60 Nymphen als Gefährtinnen (die sich um ihre Jagdhunde kümmern)
  • eine kurze Tunika für mehr Beweglichkeit bei der Jagd (und die Freiheit, sich nicht wie eine Dame kleiden zu müssen)
  • ewige Jungfräulichkeit (um sich nicht von Liebe und Ehe ablenken zu lassen)
  • die Aufgabe, Licht in die Welt zu bringen und
  • die Wildnis, um darin zu leben.

Artemis wird später auch mit Hekate und Selene in Verbindung gebracht. Hekate, vor-olympische Magna Mater, Heilerin, Hebamme und Zauberin bringt mit ihren Fackeln Licht in unsere dunklen Seiten. Selene verkörpert als Schwester des Sonnengottes Helios den Mond. Gemeinsam repräsentieren sie die drei Phasen des Mondes, aber auch eine „dreigestaltige Große Mutter“.

Artemis als Archetyp

ArtemisAls Archetyp symbolisiert Artemis die unabhängige und wilde Natur der Frau, ihre Verbindung zur Natur und ihren eigenen Instinkten. Sie ist ausdauernd und verfehlt nie ihr selbst gewähltes Ziel. Artemis repräsentiert das Verlangen nach Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung und steht für die Kraft und Fähigkeit, sich selbst zu schützen und sich durchzusetzen, wenn es nötig ist.

Sie ist fähig, sich auf das zu konzentrieren, was ihr wichtig ist und lässt sich nicht von Urteilen und Meinungen anderer beeinflussen. Ehrfurcht und Respekt vor der Natur und die Verbundenheit mit anderen Frauen sind für sie selbstverständlich. Sie steht für Unterstützung und Zusammenhalt in Frauengemeinschaften und unterstützt das gemeinsame Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit. Angerufen wurde sie als Beschützerin der Kinder (vor allem junger Mädchen), als Hebamme und Geburtshelferin und als Helferin bei Vergewaltigungen. Das Bewusstsein ihrer Würde und Kompetenz sind für sie selbstverständlich.

Artemis ist der Archetyp der Schwester und wäre in unserer Zeit Feministin, Aktivistin für soziale Gerechtigkeit oder Klimaschutzaktivistin. Sie macht sich keine Sorgen, unweiblich zu sein, auch wenn sie Dinge tut, die Mädchen normalerweise nicht tun. Sie geht ihre eigenen Wege, auch wenn sie gegen gesellschaftliche Normen und Erwartungen verstoßen. Artemis erhebt ihre Stimme und tritt für die Rechte anderer ein. Wenn sie selbst Gewalt erlebt, zerstört das nicht ihren inneren Kern. Sie ermutigt Frauen dazu, ihre eigene innere Natur zu erkunden und sich mit ihrer wilden, instinktiven Seite zu verbinden, um ein erfülltes und authentisches Leben zu führen.

„Artemis is that part in the psyche of women that can remain unpenetrated and unsubdued—even when abused, raped, or trafficked.“1

Artemis hat aber auch ihre Schattenseiten. Wenn ihr Gerechtigkeitssinn verletzt wird und Frauen, Kindern, Tieren oder der Natur Gewalt angetan wird, kann sie in ihrer Wut und Empörung über das Ziel hinaus schießen. Ihre Vergeltung kann außer Kontrolle geraten, gnadenlos und vernichtend sein.

„Laut der Bibliotheke des Apollodor beobachtete Aktaion beim Jagen in einem Tal bei Platää die Göttin Artemis, die mit ihren Nymphen im Parthenischen Quell badete. Er wurde entdeckt und von der Göttin mit dem Wasser der Quelle bespritzt, worauf Aktaion, in einen Hirsch verwandelt, von seinen eigenen Hunden gejagt und auf dem Berg Kithairon zerrissen wurde. Heulend suchten die Hunde dann ihren Herrn im ganzen Land und wurden erst in Cheirons Höhle, wo sie sein Bild sahen, beschwichtigt. Seine Knochen wurden schließlich von seiner Mutter Autonoë aufgesammelt.“2

Eine weniger furchterregende Schattenseite der Artemis ist ihre emotionale Distanz.

Tempel der Artemis in Epidauros

Der Tempel der Artemis in Epidauros
Zde, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Eigenschaften der Artemis

Artemis ist unabhängig, ihre Aufmerksamkeit ist gezielt und fokussiert. Sie ist in Kontakt zur Natur, neugierig, erforscht ihre Umwelt, hat Freude am Leben und verhält sich schwesterlich zu anderen Frauen. Artemis ist entschieden, glaubhaft, entschlossen, aktiv, effizient, spontan, einfallsreich, durchsetzungs- und willensstark und lässt sich nicht leicht von ihrem Weg abbringen. Und sie ist unbeeinflusst von Vorstellungen „wie Mädchen sind / zu sein haben“.

Die Entwicklungsmöglichkeiten der Artemis

sind die Wahrnehmung der eigenen Verletzlichkeit und des Bedürfnisses nach Nähe, das Entwickeln von Empfänglichkeit, Sensibilität, Aufnahmefähigkeit und ein konstruktiver Umgang mit ihrer Wut. Entwicklungsfähig ist auch ihr Umgang mit Autoritäten und die Fähigkeit „das große Ganze“ im Auge zu behalten.

Tanz der Göttinnen

Mit tanztherapeutischen Methoden können all diese Eigenschaften direkt erfahr- und erlebbar gemacht werden. Mit viel Leichtigkeit und Freude kannst die „Artemis-Anteile“ in Dir entdecken und/oder neue Seiten in Dir ausfindig machen.


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Die aktuellen Termine findest Du hier


1: Bolen, Jean Shinoda. Artemis: The Indomitable Spirit in Everywoman (S.130). Mango Media. Kindle-Version.

2: https://de.wikipedia.org/wiki/Aktaion

Göttinnen in jeder Frau: Psychologie einer neuen Weiblichkeit


Fotos: canva.com

Ashra Baladi Skriptum

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