Zentrierung – Bewegung aus der Körpermitte

14. Oktober 2021
Artikel aktualisiert am 18.05.2023

Zentrierung – Standfestigkeit und Selbstbewusstsein

Was ist Zentrierung? Und wie erreichst Du eine zentrierte und kraftvolle Haltung?

Wenn Du länger Ägyptischen Tanz praktizierst, findet eine geerdete und zentrierte Haltung Einzug in Deinen Alltag. Du erlebst vielleicht öfter das Gefühl, dass wirklich Körper und Seele an dem, was Du gerade tust, beteiligt sind. Deine Lebendigkeit erhöht sich, Deine Sinne sind geschärft, Du lässt Dich weniger durch die vielen Ablenkungen des Alltags beeinflussen. Deine Einstellung zum Leben ändert sich, Deine Fähigkeit, mit kleineren und größeren Herausforderungen fertig zu werden, wird gestärkt.

Zentrierung und Bewegung aus der Körpermitte gehören zu den Grundlagen im Ägyptischen Tanz. Dabei versuchen wir ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Standfestigkeit und Beweglichkeit zu finden. Wobei sich diese beiden Pole ständig abwechseln, einander annähern und ausgleichen.

Laban beschreibt eine Bewegung als zentral, wenn der Ausgangsimpuls in der Körpermitte (Brustkorb, Becken) liegt, als peripher, wenn der Impuls in den äußeren Bereichen des Körpers (Arme, Beine) liegt.

Im Ägyptischen Tanz steht die Bewegung der Wirbelsäule im Vordergrund. Der Bewegungsimpuls kommt aus dem Brustkorbzentrum, fließt durch die Wirbelsäule, trifft auf gute Erdung, Spannung im Beckenbereich, durchlässige Knie- und Fußgelenke und breitet sich durch die Arme nach Außen aus. Energetisch gesehen wird das Herzchakra angesprochen.

Wir streben die Verbindung von Brustkorb- und Becken-Zentrum an, also eine Harmonisierung zwischen Herz-, Sakral- und Wurzelchakra. Oder eine von Verbindung Gefühlen und Körper. Vor allem in den weich-fließenden Bewegungen wird die Bewegung aus der Körpermitte sichtbar: Kreise, Achter, Wellen gehen vom Körperzentrum aus – die Arme werden von der Wirbelsäule „mitbewegt“.

Zentrierung – das heißt ganz bei mir bleiben und doch offen sein

Die Konzentration geht nach innen, gleichzeitig versuchen wir offen zu bleiben (die Augen werden selten geschlosen), die Aufmerksamkeit ist schwebend und indirekt. Das spricht direkt einen psychischen Grundkonflikt an. Den Widerstreit zwischen Unabhängigkeit und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Das körperliche Üben, Erspüren, Fühlen und Aushalten dieser Spannung fordert uns als ganze Person und überträgt sich im Laufe der Zeit auf den Alltag. Vielleicht wird das Bemühen, es allen Recht machen zu wollen weniger, vielleicht fühlen wir uns in wichtigen Gesprächssituationen sicherer, vielleicht ändert sich unser Auftreten ganz allgemein.

Praktische Umsetzung:

Finde eine entspannte Haltung und konzentrier Dich auf Deine körperliche Mitte (ein Punkt im Zentrum Deines Beckens, etwas unter dem Nabel). Atme in dieses Zentrum: Tief einatmen und langsam ausatmen. Entspanne Dich und spür das Gewicht Deines Körpers in diesem Mittelpunkt.

Weitere Möglichkeiten zu einer zentrierten Haltung zu finden:

  • Bewusstmachen der Körperzentren
  • Muskelspannung im Becken
  • Beweglich-Machen der Brustwirbelsäule
  • Verbinden von Brustkorb- und Beckenzentrum
  • Bewegungsmeditationen
  • die Tanzbewegungen selbst (z.B. die Wirbelsäule schwingt in einer Spiralbewegung um die Körpermitte)
  • Gleichgewichtsübungen
  • Bewusstmachen der Atmung (Ausatmen!)
  • Übungen zur bewussten Bewegung

Für Trudi Schoop ist es das Zentrum, das körperliche und seelische Einheit ermöglicht:

Es dient als Stabilisator für unser Gleichgewicht, als Kompass für unsere Orientierung und Koordination für unsere Bewegungen,
ist Beziehungspunkt für unsere körperlichen Grenzen – es sagt uns, wo wir anfangen und wo wir aufhören.
(SCHOOP, 1981)

Das Üben von Zentrierung bringt mehr Bewusstheit in unsere Bewegung und fördert die Verbindung von Körper, Herz und Gefühlen. Wir machen uns bewusst, wo wir gerade stehen und erkennen wie gut wir bei uns bleiben können, ob wir uns von Außenreizen lösen können und wie sehr wir von unserer Umgebung beeinflusst sind.

Das Erkennen von Ablenkungen und die Verbesserung der Körperwahrnehmung bringt uns zu innerer Beteiligung an der Bewegung und fördert eine gute Körperspannung. Ohne innere Beteiligung wird vor allem die langsame getragene Qualität in den lyrischen Bewegungen schnell als langweilig empfunden, sowohl von der Tänzerin, als auch von ZuschauerInnen.

Die Bewegungen, die die langsamen Passagen der Musik ausdrücken, sind meist sehr meditativ und gefühlsbetont. Wird gleichzeitig die Offenheit für die Umgebung bewahrt und dem Gefühl widerstanden, ganz nach innen zu gehen“ (gesenkter Kopf, geschlossene Augen), wird meist sehr starke Präsenz spür- und sichtbar.

„Ich hab auf jeden Fall ein anderes Körperbewusstsein bekommen, viel Freude damit erlebt und einen guten „Draht“ zu meinem Körper und mehr Gelassenheit entwickelt.“
(Kursteilnehmerin, Universitäts-Sportinstitut Graz)

Muskelspannung um die Körpermitte fördert Körperwahrnehmung, gibt ein Gefühl für die  (Körper-)Mitte und bringt die Tänzerin in starken Kontakt mit sich selbst und ihren Emotionen.

Aus dieser Haltung kann inneres Erleben in die Bewegung fließen und Kontakt mit dem „Außen“ aufgenommen werden.

Diese Vorgänge berühren grundlegende Lebens- und Entwicklungsthemen:

  • die Spannung zwischen „Ich“ und „Du“
  • Rückzug und Öffnung
  • Innen und Außen
  • spielerisches „Sich Verstecken“ und „Sich zeigen“

Lust, das auch selbst mal auszuprobieren? Hier gehts zu den aktuellen Terminen:
https://astrid-pinter.at/termine/

Ashra Baladi Skriptum

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